Links überspringen

Das Ultental, die Ziegen und der meditative Kaas-Flow!

So, oder so ähnlich könnte man meinen Freiwilligen-Einsatz am Baschtele-Hof am besten in einem Satz erklären.

Astrid, gemma zum Kaaas?“ war die liebevolle, morgendliche Aufforderung von Edith mich in die Hofkäserei zu begeben um mich dort in die Kaasmontur zu schwingen. Wenn es bis dahin noch nicht passiert war, waren wir spätestens zu Abenteuerland von „Hits Pur – 20 Jahre eine Band-CD“ im meditiven Kaas-Flow.
„Komm hier weg, komm hier raus. Komm, ich zeig dir was, Das du verlernt hast vor lauter Verstand… 😀

Und wenn ich dann aui (hinauf) mit oi (hinunter) nicht verwechselte, blieben wir auch in demselben! 🙂

Aber jetzt mal von Anfang an …

Hallo Ultental!

Im Mai war es endlich soweit! Am Muttertag machte ich mich auf den Weg ins mir bis dato noch unbekannte Ultental. Mehr als dass es sich im wunderschönen Südtirol befand wusste ich bis dato nicht.
Was ich heute übers Ultental weiß:

– man fährt hier tendenziell unangeschnallt.
– seit Tschernobyl blüht die Ultner Bergulme wieder. (das hat sie vorher nicht mehr gemacht)
– die traditionellen Schindeldächer der Scheunen wurden ohne Eisennägel befestigt. (nur mit Querlatten und Steinen)

Aber im Ultental gibt es noch viel mehr! Den Ultner Höfeweg zum Beispiel, ein richtig toller Panorama-Rundweg durch viele alte Höfe.

Meine persönlichen Tipps entlang des Weges: Einen Aperol-Spritz mit Aussicht (oder eine Ultner Brotsuppe) im Lärchengarten, eine Jause bei der Hofschänke bei den Urlärchen, eine geniale, heiße Schokolade im Gasthaus Edelweiß in St. Gertraud.

Des weiteren findet man im Tal die 3 Urlärchen (die ältesten Nadelbäume Europas), …

… sowie unzählig viele Wandertouren zu genau so vielen Gipfelkreuzen, UND … den Ziegenhof inkl. Käserei Baschtele in St. Nikolaus.

Der Baschtele-Hof liegt auf 1250 Meter und wird von Edith und Roland bewirtschaftet. Der Hof wurde vor ca. 10 Jahren von Milchkuhwirtschaft auf Milchziegenwirtschaft umgestellt. In dem Zuge wurde auch eine eigene Hofkäserei am Hof installiert. Und seit genau diesem Zeitpunkt produziert Edith Ziegenkäse am Hof. Anfänglich mit nur ein paar Sorten wurde das Sortiment stetig erweitert und mittlerweile hat sie ein ansehnliches Käsesortiment, dass nicht nur richtig gut schmeckt, sondern auch im ganzen Tal, bis nach Meran verkauft wird. Durch den Verkauf im eigenen Hofladen und am Bauernmarkt in Meran weiß Edith was ihren Kunden schmeckt und durch Ihre Kreativität und Flexibilität kann das Sortiment und die Produktion auch ständig angepasst werden!

Kannst du mir beim Schnoatn helfen! Ja, klar! Ähhhmmm, bei was?!?

Auf zur Ziegenpediküre! Bei meinem freiwilligen Einsatz ging es hauptsächlich darum überall mit zu helfen, wo gerade eine zusätzliche Hand benötigt wurde. Ja, und so war ich live dabei, wenn es darum ging den Ziegen die Hufe zu schneiden …

… die Youngster-Ziegen auf die Weide zu bringen, die Böcke auf eine andere, ebenso die Kuh mit ihrem Nachwuchs, die Schafe und die Esel ins Kuhtaxi zu treiben und vieles mehr!

Der Versuch ein Ziegenselfi zu schießen.

„Genießen steht jeden Tag auf meiner geistigen to-do-List“

Das war nur eine der vielen persönlichen Lebensweisheiten, die mir Edith bei unseren gemeinsamen Arbeiten mit auf den Weg gab. Schon während meines Einsatzes wusste ich warum, denn oft waren die Tage sehr lange mit vielen außerplanmäßigen Projekten, wenn man sich da nicht einmal bewusst eine Pause nahm um den Moment zu genießen, vergaß man schlichtweg drauf.

Tägliches Pflichtprogramm: Kasn.
In meinem Einsatzzeitraum waren die Ziegen gerade in ihrem Milchhoch, was hieß jeden Tag Käse zu machen und zu verarbeiten. Zu meiner großen Freude verbrachten wir viel Zeit in der Käserei bei der Käseproduktion. Auch wenn mir beim Schwingen der Käseharfe und beim händischen Nachschneidens des Käsebruchs sehr oft noch nicht klar war, was für ein Käse das am Ende des Tages sein wird, machte es jedoch Riesenspaß. Nach kurzer Einschulung durfte ich den Käse drehen, schmieren, verpacken und etikettieren. Für mich war es richtig interessant das Produkt Käse entstehen zu sehen. Jeder Käse hat eine andere Geschichte und Entstehungsweise. Natürlich alles von Hand handgemacht. Nach den zwei Wochen war mir klar – dass Edith nicht nur einen großen Erfahrungswert sondern auch richtig umfangreiches Kasn-Wissen besaß.

Die Kür: Das Gartln
Blieb neben dem Kasn noch Zeit, wurden umgehend die Gummihandschuhe angelegt und im Selbstversorgergarten um- und angebaut was die Fläche und das Glashaus hergab. Ich muss schon sagen, jeden Tag einen frischen Salat (südtirolerisch: Soolet) mit Radieschen und verschiedensten Kräutern zu ernten war ein richtiger Genuss!

„Läuft!“

Mein Einsatz auf der Südtiroler Alm war nicht nur arbeitsintensiv sondern auch interessant, lehrreich, lustig und noch so vieles mehr. Es war eine komplett neue Erfahrung bei fremden Leuten zu wohnen und im kompletten Tagesablauf mitzuarbeiten.  Neben den vielen Eindrücken vom Arbeitsalltag eines Bergbauern, gab’s auch viele interessante Gespräche in denen man sich besser kennenlernte.  Ich bin wirklich schwer beeindruckt von der Powerfrau Edith, die einfach eine Macherin ist. Es wird nicht lange herumgefackelt, sondern eine Molkeleitung mit ein, zwei Abzweigern umgeleitet, oder ein provisorisches Glashaus mit ein paar Kabelbindern und dem Akkuschrauber montiert. Ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle an Edith, nicht zuletzt auch für die coolen, gemeinsamen Wanderungen (inkl. Soolet-Picknick), die wir gemacht haben!

Ein großes Danke auch an den Verein Bergbauernhilfe für die tolle Organisation und Abwicklung von meinem Freiwilligeneinsatz! (Es wird nicht der letzte gewesen sein – nächstes Mal kommen wir zu zweit!)