Wieviel ist ein Kartoffel-Käfer-Leben wert?
Nr. 29: Einen Monat vegetarisch leben. (und wenn ich schon dabei bin, auch auf Alkohol zu verzichten)
Zum Punkt was ein Kartoffelkäfer mit veganer Ernährung zu tun hat, komm ich gleich, aber zuerst mal alles der Reihe nach …
Ab 23. Jänner ist es endlich so weit. Ich werde 1 Monat lang gänzlich auf Fleisch und Alkohol verzichten!
Voll motiviert und voller Tatendrang habe ich mich deshalb heute auch gleich auf der Website veganuary.com registriert.


Hier gibt es nicht nur alle Infos rund um vegane Ernährung, sondern auch jede Menge Rezepte! Wobei ich für mich festgelegt habe – ich möchte mich vegetarisch, nicht vegan, ernähren!
Den Start macht ein Gericht, dass ich schon lange einmal probieren wollte:
Spaghetti mit Pilz-Bolognese
Fazit: Schmeckt richtig gut! Man benötigt zwar mehr Gewürze, um geschmacklich in die Nähe der bekannten Bolognese-Sauce zu kommen – aber es ist definitiv empfehlenswert!
Verwendete Pilze: Kräuterseitlinge, Champignons & Austernseitlinge
Rein pflanzlicher Käse auf Mandelbasis
Ein Tipp von veganuary ist es, sich mit einigen Alternativen einzudecken, um zumindest mal für grundlegende Dinge gerüstet zu sein. Vielleicht ist mir aus diesem Grund ein rein pflanzlicher Käse im Regal aufgefallen. (Ist mir sonst noch nie aufgefallen).
Das Fazit nach einer Blindverkostung: schmeckt komisch. Schaut zwar aus wie Camembert, schmeckt aber nicht danach, auch wenn ihn der Edelschimmel optisch echt nach vorne haut.
Veganer Pudding
Ich habe heute das zweite vegane Produkt verkostet und ich stell mir wirklich die Frage: Haben alle Veganer absolut keinen Geschmackssinn, oder keinen Sinn für Genuss?! Wahnsinn wie furchtbar dieser Pudding geschmeckt hat. Nicht zum Essen.
Fazit: Zwei mögliche Erklärungen: als Veganerin macht man sich alle Lebensmittel selber und muss nicht auf diese echt komisch schmeckenden Alternativen (inkl. unendlich vieler Zusatzstoffe!) zurückgreifen ODER: man denkt sich: „schmeckt halt so, wenn ich unbedingt einen Pudding essen will.“ Wir haben 2 Löffel von diesem „Pudding mit Schlagobers“ gegessen und es hat wirklich gereicht.
Veganer Gyros à la Veggiezz X Garden
Selbstverständlich stand auch der Besuch eines veganen Restaurants am Programm. Und ich muss sagen – hier wurde ich endlich fündig. Gleich zwei vegane Gerichte, die wirklich geschmeckt haben! Vegane Rolls aus Avocado, Quinoa, Rucola, Karotten, Rotkraut, Wasabi-Mayo, Soja-Sauce, Sweet Chili Sauce und ein veganer Gyros. Überraschenderweise schmeckte der – vom Aussehen sehr an Hühnerfleisch erinnernde – Seitan richtig gut. Auch das vegane Tzatziki war top. Alles in allem eine geschmacklich wirklich runde Sache.
Fazit: In einem veganen Restaurant kann man eigentlich alles essen, bis auf Steak. Hier ist die Enttäuschung vorprogrammiert! Auch hier ist Seitan („Weizenfleisch“, eigentlich Weizeneiweiß) der Hauptbestandteil, gleich gefolgt von Gewürzen – viele Gewürze! Weder die Konsistenz/das Aussehen noch der Geschmack (und ehrlich gesagt auch nicht die Gewürze) erinnern an ein saftiges Medium-rare Filet Steak. Sorry!
Syrischer Brotaufstrich (Gemahlener Sesam mit Pistazien)
Diesen Überraschungs-Frühstücksaufstrich gab’s von meinem Kollegen Subhi.
Fazit: Es schmeckt überraschend gut, man muss allerdings unter der Sesampaste noch eine gute Schicht Butter platzieren. Nach zwei Broten hat man aber auch schon genug. Trotzdem: Interessanter Aufstrich.
Jackfruit-Curry
Verkostung noch offen!
Mein Resümee nach meinem vegetarischen Monat: Da ich wusste, dass ich nur einen Monat auf Fleisch verzichten werde, habe ich mir keine großartigen Gedanken über meine tägliche Eiweißzufuhr gemacht. Irgendwie hat es sich aber sehr oft ergeben, dass ich vermehrt Lebensmittel gegessen habe, die einen hohen pflanzlichen Eiweiß-Anteil haben, wie zum Beispiel Erdäpfel, Mais, Reis, Erbsen, Kichererbsen, …
Sehr oft habe ich in diesem Monat das Lieblings-Mittagsgericht vom Thailänder oder Italiener einfach durch ein Veggie-Gericht ersetzt. Und ich war – bis auf die Tofu-Niederlage* – sehr oft überrascht wie geschmacklich eine Grillgemüse-Platte oder Tagliatelle all’Ortolana eigentlich sind. Pizza Popeye esse ich ohnehin öfters, jetzt kommt auch noch Pizza Vegetariana dazu.
*Tofu habe ich in diesem Monat auch öfters probiert. Wie soll ich sagen? – es war kein einziger dabei, der schmeckte. Entweder war die Konsistenz gummiartig oder schwabbelig. Von beiden Varianten konnte ich 3-4 Stk. essen, dann hatte ich auch schon genug. Frage an alle Veganer: Gib es Tofu auch in einer schmackhaften Variante? Wenn ja, wie und wo?
Viele vegane Lebensmittel habe ich wieder zurück ins Regal gelegt. Nicht, weil ich sie nicht probieren wollte, sondern weil ich mir die Inhaltsstoffe genauer angesehen habe. Dass man einige Bestandteile ersetzen muss, damit das ganze vegan wird, ist mir ja noch klar. Dass es einige zusätzliche Mittelchen braucht um auf die gewünschte Konsistenz zu kommen ist mir ja auch noch klar, aber dass man vegane Lebensmittel vollstopfen muss mit Geschmacksverstärkern, Verdickungsmitteln und Farbstoffen? Muss das wirklich sein?
Grundsatzfrage
Warum ist es überhaupt notwendig den Geschmack von Fleisch vegan zu machen? Warum braucht die Welt vegane Würstchen, vegane Patties, und veganes Pulled Pork? Damit bei der Familiengrillerei links die Schweinsbratwürstel und rechts die Würstl aus Kräuterseitlingen liegen? Warum dürfen vegane Lebensmittel nicht anders aussehen? Warum muss das Soja-Burger-Patty mit Roten Rüben eingefärbt werden? Weil sie sonst keiner kaufen würde? Weil Vegetarier keine optischen Abstriche machen möchten? Das ist doch eine scheinheilige Welt, oder? Wenn ich mich dazu entschieden haben keine Tiere zu essen, dann brauch ich doch auch keine veganen Chicken-Nuggets, oder?
Ist vegan das neue gesund?
Es macht zumindest so den Anschein! In der Kühlabteilung gibt es mittlerweile schon ein eigenes Regal mit veganen Lebensmittel. Die laktosefeien Lebensmittel hingegen sind nur mehr schwer zu finden, ganz oben, ganz unten oder am Rand. Laktoseintoleranz dürfte out sein. Wenn man die Augen ein bisschen offen hält, findet man nahezu in jedem Supermarktregal vegane Lebensmittel.
Eine Sache, über die ich allerdings schon nachgedacht habe war, was machen Veganer, die eine „Weizen-Allergie“ haben? Da fallen doch so Dinge wie Seitan komplett weg, auch bei Pizza und Pasta ist man eingeschränkt.
Was mir persönlich noch aufgefallen ist: Mit rein pflanzlicher Ernährung hatte mein Körper bei Weitem nicht so viel zu tun, um mein Mittagessen zu verdauen. Ich würde fast behaupten, an meinen fleischlosen Arbeitstagen gab es auch kein Nachmittagstief! Das allein ist für mich schon Grund genug zu Mittag vorrangig etwas Vegetarisches zu essen.
Warum steht am Apfelsaft vegan?
Ist Apfelsaft nicht sowieso rein pflanzlich, und deshalb vegan? Diese Frage hab ich mir schon vor Jahren – nicht erst im letzten Monat – gestellt. Nein, leider. Apfelsaft – hier ist die Rede vom klaren, ungetrübten Saft kommt leider nicht ohne Gelatine aus. Diese bindet nämlich die Trübstoffe. Umkehrschluss: Richtig, naturtrüber Apfelsaft ist vegan.
Teilzeit-Vegetarierin
Mir hat es Spaß gemacht mich intensiv mit vegetarischer Ernährung auseinanderzusetzen. („Vegan“ würde für mich nicht in Frage kommen, weil ich einfach auf Dinge wie Eier und Honig nicht verzichten möchte). Ich habe für mich die Kategorie Flexitarierin gefunden. Definition: „Flexible Vegetarier, die ihren Fleischkonsum bewusst einschränken und möglichst wenig, nur selten oder nur bestimmte Qualitäten von Fleisch essen“. Das hört sich für mich gut und vernünftig an. Auch wenn ich derzeit schon sehr bewusst mit meinem Fleischkonsum umgehe, werde ich in Zukunft noch öfters darauf achten.
Eines habe ich allerdings auch festgestellt: Prosciutto ist für mich ein absolutes Genusslebensmittel, auf den ich nicht verzichten möchte. Wenn es allerdings schon Prosciutto sein muss, dann nur der echte aus Parma! 😉
Mein Veggie-Monat ist vorüber!
Auch am letzten Tag gab es ein großartiges Mail von veganuary.com:

„Hallo Astrid,wir sind so stolz auf dich: Dein Veganuary-Monat ist nun zu Ende und du hast ihn durchgezogen, woooohooo! 🎉Danke, dass du mit uns eine pflanzliche Ernährung ausprobiert hast. Es war uns eine Freude, dich dabei zu unterstützen. Wir hoffen, dass dein Veganuary eine inspirierende, unterhaltsame und vor allem auch schmackhafte Erfahrung für dich war.Wir wünschen uns von Herzen, dass dies kein Abschied ist. Sondern erst der Beginn deiner langfristigen veganen Lebensweise.
Jetzt bist auch du ein Teil dieser großartigen veganen Veränderung, Astrid. Deine Entscheidung macht einen Unterschied – für dich selbst, für die Tiere und für unseren Planeten.
Fürs Erste verabschieden wir uns jetzt. Aber nicht, ohne nochmals zu betonen, dass du in den letzten 31 Tagen wirklich Großes geleistet hast – Hut ab!
Alles Liebe und auf Wiedersehen
Dein Veganuary-Team 💚

PS.: Bis auf 3-4 Geburtstagsjocker war mein gesundes Monat auch alkoholfrei!
Eine richtig interessante Info über vegane Ernährung bekam ich – man möchte es kaum glauben – von einem Rindfleischverarbeitenden Vertrieb mitten im Mühlviertel.
Wer wusste es? Für einen Kilo Kartoffeln stirbt mindestens 1 Kartoffelkäfer
Ein Käfer ist aber keine Kuh oder ein Schwein, stimmt natürlich, und in dem Fall sogar ein „Schädling“ aber ein Lebewesen ist es trotzdem!
Oder wer hat sich schon mal mit einem Bauern unterhalten, der Soja anbaut?
Die kleine Sojapflanze schmeckt gerade Hasen besonders gut, und damit diese gut wachsen und gedeihen können, müssen viele Hasen daran glauben! Kein Witz! Tofu ist der Hasen Tod!
Aber das ist noch nicht alles!

