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Wonder Woman Power für Wien

Nr. 16: Ein Graffiti sprayen.

Der Tatort

Die Tatwaffen

Unser "Komplize" 😉

Graffiti-Sprayer und Magister: Christoph Hold und by the way ein richtig cooler Typ!
Foto (und weitere Infos): https://outlines.at/de/

Ich muss ja zugeben, ich hab mir mein erstes Graffiti ein bisschen verbotener vorgestellt. (…) 😀 Wenn man an Graffiti denkt, denkt man doch an die illegal „verzierten“ Zugwaggons und Brückenpfeiler sowie die hässlichen Kritzeleien auf denkmalgeschützten Häusern, oder? 😀

Und sehr oft fragt man sich dann doch auch, ist das jetzt ein Wort, oder eine Message, heißt das überhaupt was?

Christoph klärte uns in einem kleinen, nicht uninteressanten Theorieteil, darüber auf: Wenn es nicht gerade irgendwelche politischen, religiösen, … Graffitis sind, oder ein Heiratsantrag, dann handelt es ich hier um den Namens des Sprayers. Diesen gilt es nämlich 1. mal so zu schreiben, dass ihn sehr wohl die Community, nicht jedoch die Polizei lesen kann – und 2. ihn so oft wie möglich wo anzubringen. Das hat übrigens schon ein Herr Kyselak vor rund 200 Jahren versucht.

Kyselak – der erste Wiener Sprayer.

Die Geschichte soll sich damals wie folgt zugetragen haben: Josef Kyselak, kleiner Hofkammerbeamter der k.u.k.-Monarchie, wettete, dass er es innerhalb von drei Jahren schaffen wird, in der gesamten Monarchie bekannt zu werden – ohne ein ungeheures Verbrechen oder eine neue Art von Selbstmord zu begehen.

Und tatsächlich, es dauerte nicht lange bis er landesweit bekannt war. Wie er das anstellte? Ganz einfach: Er hinterließ mit schwarzer Farbe bei seinen Wanderungen durch Stadt und Land seinen Namen – auf Brückenpfeilern, Burgruinen und Kirchtürmen, aber auch auf Amtsgebäuden der Habsburgermonarchie. Jeder fragte sich, wer denn das ist diese Kyselak…? Er war im Gespräch und bald wirklich überall bekannt.

Neben der Entstehungsgeschichte und einem kleinen rechtlichen Exkurs (was ist erlaubt, bzw. welche Strafen erwarten einen, wenn man auf nicht offiziellen Wänden sprüht) erfuhren wir dass es auch unter den Sprayern einen Ehrenkodex gibt.

Sprayer-Ehrenkodex

Unter Writern und Malern, ob legal oder illegal, gibt es einen Ehrenkodex, an den es sich zu halten gilt, wenn man respektiert werden will und sich nicht in Schwierigkeiten bringen möchte.

Die einzige Regel unter Graffiti-Malern lautet:

-Crosse (übermale) nur dann ein Bild, wenn deines besser wird.

Ran an die Wand!

Nach einer kurzen Einführung über Spraydosen (inkl. Handhabung), Fat- und Skinnycaps legen wir unsere Handschuhe an und gingen zunächst mal zur Probewand.

Ehrlicherweise: Es schaut leichter aus, wie es ist – und man braucht richtig viel Übung für herzeigbare Ergebnisse. Christoph war der Meinung wir wären bereit für die große Wand.

Wie man unschwer erkennen kann, hab ich mir für Wien Wonder Woman-Power ausgesucht.

Das Sprayen war übrigens richtig cool und man findet unser fertiges Graffiti am Franz-Josefs-Kai 59 – zumindest solange bis es vom nächsten Kurs übersprayt wird… 😉

Diese Wand ist nämlich eine von vielen Wänden, der Wiener Wand.

A propos Wiener Wand: eine Schmuckkünstlerin aus Wien verarbeitet Graffitischichten, die sich aufgrund der Stärke irgendwann von den Wänden lösen, zu Schmuck. Dieser Schmuck hat nicht nur viele Geschichten zu erzählen, sondern schimmert auch in den coolsten Farben.

Graffiti-Schmuck unter: https://www.birdly.at (Tipp von Christoph)

Auch in ÖÖ gibt es offizielle Wände:

Linz
Wiener Straße, Unterführung
Kaisergasse
Jugendpoint Donaupark
Wankmüllerhofstraße, Unterführung
Dornacher Straße, Unterführung
Unionstraße/Kefergutstraße, Unterführung
Obere Donaulände

Wels
Alter Schlachthof

Ried
Brauerei (Park)

Steyr
Skatepark

Das was mein erstes, aber definitiv nicht mein letztes Graffiti! Ich werd als erstes Mal die offiziellen Wände besuchen und schaun, welches ich da schon crossen kann …

... 4 Monate später ...

… war unsere WonderWoman auch schon wieder übermalt …

Ein kleines „Haarbüscherl“ haben wir allerdings noch gefunden. 😀